Ein Nachmittag rund um die eigene Gründung

Kreis Gütersloh. Geschichten von frischgebackenen Gründerinnen und Gründern, ein Ausstellermarkt mit zentralen Infos und Ansprechpartnern rund um Förderung, Finanzierung, Steuern oder Absicherung sowie der persönliche Austausch mit anderen, die eine Gründung anstreben – diese Programmpunkte fanden am vergangenen Freitag in der Weberei in Gütersloh zusammen. Rund 55 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zu ‚get up – Gründen in Ostwestfalen‘ gekommen, um Impulse und Wissen für die eigene Selbstständigkeit zu mitzunehmen. Organisiert wurde die Veranstaltung von der pro Wirtschaft GT, der concept GT, der Handwerkskammer OWL und der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld.

„Im Vergleich zur Gründungszeit meiner Eltern, sind die Möglichkeiten heute ganz andere“, sagte IHK-Vizepräsident Rainer Schorcht zur Begrüßung. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg hatten sich Schorchts Eltern mit einem Fotoladen in Gütersloh selbstständig gemacht, der noch bis heute Bestand hat. „Heute gibt es deutlich mehr Ansprechpartner, an die man sich wenden kann“, so Schorcht. Ob damals oder heute, die Suche nach der eigenen Idee, dem eigenen Geschäftsmodell, steht beim Gründen für Schorcht weiterhin im Fokus: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Mission finden. Die Mission, für die Sie viele Stunden Ihres Lebens gerne opfern werden“, sagte Schorcht.

Im Anschluss an die Begrüßung lernten die Gäste gleich drei Gründer und Ihre jeweils eigene Mission und Reise kennen. Lena Held berichtete im Gespräch mit Lina Wiegmann-Cardinal (concept GT) und Christoph Küster (pro Wirtschaft GT) von ihrem „Family Concept-Store“ KIDS&COFFEE. Held und ihre Mitgründerin Jacqueline Flüthmann betreiben seit Mai dieses Jahres in der Gütersloher Innenstadt ein Geschäft, was Einzelhandel und Gastronomie speziell für Kinder und Eltern verbindet. „Weil ich selber Mutter bin, weiß ich, dass ein Innenstadtbesuch manchmal schwierig ist“, sagte Held. „Deshalb wollten wir einen Raum zum entspannten Einkaufen schaffen, an dem man mit anderen Eltern gut ins Gespräch kommt.“ Held sprach auch über die Herausforderungen der eigenen Gründungen, der Herausforderung Familie und eigenes Unternehmen unter einen Hut zu bringen und darüber, eine passende Geschäftspartnerin gefunden zu haben. „Mir hat es sehr geholfen, im Team zu gründen. So können wir uns gegenseitig gut unterstützen und austauschen“.

Marko Stücker, Inhaber und Gründer von Marko’s Genuss Bulli aus Rietberg, erzählte ebenfalls auf der Bühne davon, wie er zunächst aufgrund von Kurzarbeit in der Corona-Pandemie einen Bulli zur mobilen Eisdiele umfunktionierte und mit diesem Fahrzeug stets weiterwachsenden Erfolg hatte, bis er nun schlussendlich in Vollzeit von seiner Gründung leben kann. Stücker berichtete aber auch von Rückschlägen – „der Bulli musste vier Monate in die Werkstatt, obwohl ich in diesem Winter Glühwein aus dem Bulli verkaufen wollte und der Wein schon gekauft war“ – aber auch wie wichtig gute Vorbereitung ist: „Ich habe mich von der IHK beraten lassen, einen Businessplan aufgesetzt und den Gründungszuschuss beantragt“, erzählte Stücker.

Als dritter in der Runde erzählte Michael Schiffner von seinem Unternehmen, Schiffner Elektrotechnik in Spexard. Der Wunsch zur Selbstständigkeit sei bei ihm „immer da gewesen“, so Schiffner. Irgendwann hat er dann den Sprung ins kalte Wasser gewagt und anschließend ist alles „positiv eskaliert“. Den ersten Aufträgen folgte die erste Aushilfe, dann der erste Geselle und der erste Azubi. „Natürlich waren immer die Zweifel da, ob es genug Arbeit gibt, aber es hat geklappt und bis jetzt läuft es wirklich gut“, sagte Schiffner. Für Schiffner war ein entscheidender Erfolgsfaktor das Netzwerken. „Der Austausch mit den anderen Handwerksbetrieben, das gegenseitige Empfehlen, das ist sehr wichtig und hilfreich.“ Darüber hinaus legte auch Schiffner Wert auf gute Vorbereitung: „Der Businessplan macht vielleicht keinen Spaß, hilft aber sehr einen Überblick zu bekommen und zu sehen, wo man steht“, sagte Schiffner.

Im Anschluss an die drei Gründertalks öffnete der Ausstellermarkt. An zahlreichen Ständen konnten die Gäste sich zu Finanzierung, Absicherung, Steuern, Förderung und Beratung informieren und Kontakte zu den Ansprechpartnern der jeweiligen Netzwerkpartner knüpfen.

Den Nachmittag füllten vier Fachvorträge. Ana Christina Lavrador, Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe und Tobias Kaufmann, IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, sprachen über Gründungsbasics. Marleen Meyerhoff informierte zu den Fördermöglichkeiten bei der NRW.Bank. Stefan Deppe, Steuerberater und Geschäftsführer RiDE Treunhand GmbH aus Bielefeld, informierte die Gäste zu Steuern und Kalkulation bevor Christian Terhechte, Geschäftsführer der Neuland-Medien GmbH, zum Abschluss dazu sprach, wie man im Marketing mit kleinem Budget groß rauskommt.

Gründungsinteressierte können bei der pro Wirtschaft GT eine kostenlose Erstberatung in Anspruch nehmen und Geschäftsmodell und erste Infos zu Förderung, Rechtsforum und weiteren Themen durchsprechen. Ansprechpartner dafür sind Christoph Küster, c.kuester@prowi-gt.de und Kathrin Bünte, k.buente@prowi-gt.de.